"Die Pröpstin hat das Einvernehmen mit den Kirchenvorständen Großen-Linden und Leihgestern zum Einsatz von Johannes Krug auf der 0.5-Pfarrstelle Leihgestern und der 0,5-Pfarrstelle Großen-Linden hergestellt." So klingt es im Amtsdeutsch. "Wir freuen uns sehr auf unseren neuen Pfarrer" sagen die Menschen aus den Kirchenvorständen, die Johannes Krug schon kennenlernen konnten.
Hier finden Sie seine Vorstellung:
Johannes Krug

Liebe Gemeinde,

ich bin Johannes Krug (35) und freue mich sehr ab dem neuen Jahr als Pfarrer in Ihrem Nachbarschaftsraum zu arbeiten. Während meines Vikariats, direkt nebenan in Watzenborn-Steinberg, habe ich bereits das vielfältige kirchliche Leben um Gießen sehr zu schätzen gelernt.

Ich denke an nette Kolleg:innen in den Verkündigungsteams, die mit Leidenschaft ihre Vision von Kirche leben. Ich denke an engagierte Gemeindemitglieder, die das Beste aus EKHN 2030 machen und Kirche vor Ort weiter mit Leben füllen. Ich denke an ökumenische Zusammenarbeit, die Grenzen überschreitet und neue Beziehungen entstehen lässt. Ich denke an Kirche im Sozialraum, die sich einmischt, wenn Hass und Hetze um sich greifen und Menschen nicht mehr das nötige zum Leben haben. Ich denke aber vor allem an eine Kirche von Kindern und Jugendlichen, die sich selbstbewusst den Raum nimmt und ihr Ding macht. An diese Erfahrungen und Beziehungen möchte ich anknüpfen und gemeinsam mit Ihnen und euch an einer solidarischen Kirche der Zukunft bauen.

Dabei sind die Aussichten auf die kommenden Jahre in der evangelischen Kirche, wie in der weiteren Gesellschaft, alles andere als rosig. Wir erleben sowohl einen immensen Bedeutungsverlust und Mitgliederrückgang der EKD als auch einen großen Angriff auf menschenrechtliche und demokratische Errungenschaften. Wir stehen meines Erachtens inmitten einer autoritären Wende, in der die großen Fragen der Zukunft nicht gelöst werden, sondern weiter verschärft werden. Als Glaubensgemeinschaft, die sich auf die Bibel bezieht, schauen wir hier genau hin und leben gleichzeitig aus einer anderen Gewissheit, aus einer unsichtbaren Hoffnung, dass ein Leben in Fülle für alle möglich ist. So schreibt Paulus in seinem zweiten Korintherbrief:

„Deshalb verlieren wir nicht den Mut. Wenn auch unser äußerliches Menschsein verfällt, so erneuert sich doch das innere Tag um Tag. Die Last unserer gegenwärtigen Bedrängnis ist leicht, denn sie führt uns in den alles Maß überschreitenden Raum, der die Fülle göttlicher Klarheit ist, der Zeiten und Welten umfasst – für uns, die wir nicht das Sichtbare im Blick haben, sondern das Unsichtbare. Das Sichtbare gehört ja dem Augenblick, doch das Unsichtbare der Unendlichkeit.“ (2 Kor 2,16-18)

Was bedeutet es für die nächsten Jahre im Nachbarschaftsraum und der kirchlichen Arbeit in unserer Gemeinde das Unsichtbare im Blick zu haben? Wie können wir ein wenig von der Fülle göttlicher Klarheit erlangen, wenn wir schwierige Entscheidungen treffen müssen oder nach neuen Wegen suchen? Wie zeigen sich diese Fragen in unserem ganz persönlichen Leben und Alltag, was hilft uns hier nicht den Mut zu verlieren? Darüber möchte ich mit ihnen ins Gespräch kommen, gemeinsame Antworten finden und neue Fragen stellen.

Mein Dienst wird schwerpunktmäßig in den Kirchengemeinden in Großen-Linden und Leihgestern sein. Über das Verkündigungsteam werde ich hin und wieder auch in Lang-Göns präsent sein.

Ich werde mit meiner Familie in Marburg leben und mit dem Auto, Zug und Fahrrad in die Gemeinden pendeln. Meine neunjährige Tochter wird bei Familienaktivitäten in der Gemeinde ebenfalls dabei sein. In meiner Freizeit treffe ich oft Freund:innen, mache Musik (Klavier und Schlagzeug) und vereise gerne. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich in Kolumbien und Costa Rica, wo ich gute Freund:innen aus meinem Freiwilligendienst und Studium besuche. Die Zukunft einer gerechten Gesellschaft und weltweiten Ökumene sind ein bestimmendes Thema in vielen Gesprächen. In diesem Sinne,

hasta muy pronto, bis ganz bald,

ihr Johannes Krug

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